Es war erst gut einen Monat her, dass mein Mann verstorben war. Da hatte mich eine Kollegin an einem Sonntag zum Mittagessen eingeladen. Sie hatte eine Freundin eingeladen und gedacht, ich würde auch ganz gut in die Runde passen.
Wir drei Witwen verbrachten einen unterhaltsamen Sonntag. Ich erwähnte nebenbei mal, ich hätte vor wenigen Tagen Gäste bekocht. Da schaute mich die Frau, die ich erst wenige Stunden kannte, an und entgegnete völlig entgeistert diese zwei Worte, die mich seither nicht mehr loslassen:
“Jetzt scho-o-o-n?”
Ich war perplex. Was erwartete man von mir? Was dachte meine Umwelt im allgemeinen und diese Frau im besonderen von mir, was vier Wochen nach dem Tod meines Mannes angebracht wäre? Wie lange sollte ich mich daheim verkriechen? Trübsal blasen und Trauerkleidung tragen.
Tatsache ist: Ich habe nicht ein einziges Mal schwarze Kleidung getragen. Nicht mal an der Abschiedsfeier. Meine Trauer über den Tod meines Mannes äussert sich nicht darin, dass ich mit verweinten Augen herumlaufe, kein Radio an habe, mir keine Unterhaltung, kein Lachen und keine Kontakte zur Aussenwelt erlaube. Das wäre ganz und gar nicht im Sinne meines Mannes gewesen.
Wenn die besagte Witwe wüsste, was ich in nächster Zeit geplant habe, würde sie wahrscheinlich vor lauter “jetzt schon?” gehörig nach Luft schnappen.
meine Liebe, schön geschrieben. Lass dir von niemandem vorschreiben WIE und WIELANGE du zu trauern hast. Die Liebe zu unseren Partnern war einmalig und genau so ist es auch mit der Trauer und es muss nur für uns ganz allein stimmen.
Im Gegensatz zu dir, liebe ich schwarz. Irgendwie gehört diese Farbe so fest zu meinem Leben und ich trage sehr gerne schwarze Kleider, habe sie immer gerne getragen.
Nun aber, bald 15 Monate nach dem Tod meines Mannes sehe ich in den Augen einiger Mitmenschen die Frage….. WAS warum trägt die immer noch schwarz? Ich liebe schwarz und trage es auch weiterhin. Schwarz ist nicht nur TRAUER und Trauer ist nicht nur SCHWARZ. Pass auf dich auf.
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Genau! 🙂
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Ich werde mich neu finden müssen, meinen eigenen Weg gehen. Dabei lasse ich höchstens gute Ratschläge von Freunden auf mich einwirken. Was mein Umfeld denkt, ist mir ansonsten ziemlich egal.
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Du bist halt schon eine absolut untypische Schweizer Witwe, wie die Schweizer das gerne hätten … und das ist gut so, denn Du bist einfach Du. Gäbe es einen Trauerknigge (vielleicht gibt es den sogar), so würdest Du vermutlich alle Regeln darin brechen. Und damit können Herr und Frau Schweizer schlecht umgehen. Konventionell und traditionell schreibt sich die Schweiz ja gross auf die Flagge … also bitte: Zuhause sitzen und heulen …. nix anderes. Ich bewundere Deine Kraft und ich habe keine Ahnung, ob ich das könnte … aber Tatsache ist, dass nur für Dich stimmen muss, was Du tust. Die anderen haben dazu eigentlich … ehm … also … genau GAR NICHTS zu sagen! 🙂
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Wenn du mich noch vor dem Tode meines Mannes gefragt hättest, wie ich wohl mal als Witwe rauskommen werde, hätte ich mich auch nur als monatelang heulendes Etwas in der Sofaecke gesehen. Irgendwie staune ich ab mir selber.
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ES gehr mir genau gleich. Glücklicherweise muss man Witwe sein nicht üben. Mein Mann hat mir aber immer gesagt, dass ich die Kraft haben würde und dass ich die Kraft bekommen werde und er hatte wie immer recht und ich bin sicher ER gibt mir die Kraft und auch all meine guten Freunde die immer für mich da sind. Sie sollen doch auch stolz sein dürfen auf uns….
unsere Liebsten. Pass auf dich auf!😘
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Ich wünsch Dir, dass es genauso bleibt … denn eigentlich ist es ja schrecklich, wenn man danach den Weg nicht mehr findet … aber es passiert halt leider, wie es eben passiert und ich wünsche allen, die das durchmachen müssen, dass sie Deine Kraft haben 🙂
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Absolut!!!
Was hätte Trauer mit Äußerlichkeiten zu tun? Sie findet IN einem statt und FÜR jemanden. Und schon gar nicht, trägt man sie vor sich her.
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Die (meist etwas älteren) verwitweten Frauen in meinem Umfeld sehen das etwas konservativer. Zum Glück lebe ich nicht in Sizilien, da dürfte ich wohl nur noch in Kohlesäcken herumlaufen.
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Richtig, Bea!
Du machst das alles in deiner Art, in deinem Tempo, in deinen Farben und im Einklang mit Dir selbst.
Laß es dir gut gehen!
Ganz liebe Grüße!
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Es mir gut gehen lassen, das ist das, was ich im Moment mehr mache, als du dir denken könntest. 🙂
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Und warum konnten sich diese zwei unbedachten Worte so verhaken?
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Das weiss ich selber nicht. Es hat mich wohl auf dem falschen Fuss erwischt und im ersten Moment Schuldgefühle provoziert.
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Der pschüschologische Schweinehund…
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Es gibt keine Regeln (mehr), wie man sich nach dem Tod eines nahen Angehörigen zu geben hat. Gott sei Dank. Als meine Mutter vor zwei Jahren starb, habe ich ein Vierteljahr lang Schwarz getragen. Ich wollte das. Würde aber nicht auf die Idee kommen, dass jeder es so machen soll, nur weil ich es so mache. 😉
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Trauer ist wohl eines der persönlichsten Gefühle überhaupt. Und jeder geht damit auf seine Weise um. Für mich stimmt es so. Jedenfalls im Moment.
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diese Witwe würde ich definitive nicht mehr einladen.
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Jeder Mensch trauert auf seine Weise und du bist niemandem Rechenschaft schuldig, wie du mit dem Tod deines geliebten Mannes zurecht kommst. Lass die Leute reden und denken, all das soll dich nicht belasten, zieh du dein Ding durch und gut. Und ich denke genau das ist es, warum dich dein Mann geliebt hat.
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