Plötzlich ging ein Ruck durch den Zug. Nicht die Art von Ruck, wie wenn die Notbremse gezogen würde (jedenfalls stelle ich mir das so vor, ich war noch nie in einem Zug, in dem die Notbremse gezogen wurde), aber der Zug stand still. Auf offener Strecke. Und zu unser aller Übel in einem Tunnel. Das merkten wir jedoch nicht sofort, denn es war draussen ohnehin noch dunkel. Es dauerte eine Weile, dann ertönte eine Lautsprecherdurchsage auf Deutsch und Italienisch. Aufgrund einer technischen Störung könne der Zug nicht weiterfahren. Es folgten weitere, teils widersprüchliche Durchsagen. Wir wussten nicht, ob etwas die Strecke blockierte, ob die Zugskomposition eine technische Störung oder der Lokführer Durchfall hatte.
Nach etwa Dreiviertel Stunden fuhr der Zug weiter. Allerdings nicht in Richtung Tessin, sondern zurück nach Zug. Dort mussten alle Passagiere den Zug verlassen, die Strecke Zug – Arth Goldau war vorläufig nicht passierbar. Es begann das grosse Fahrplan Konsultieren und vor allem das grosse Warten. Würden wir es noch zu angemessener Zeit ins Tessin schaffen?
Als endlich wieder ein Zug in Richtung Süden fuhr, waren wir bereits eineinhalb Stunden hinter dem Marschplan. Unser Ziel war Varese, das wir auf einer eben erst eröffneten Zugsstrecke erreichten.
Die Wanderung wurde den Gegebenheiten angepasst und so marschierten wir durch Varese in den sehr schön angelegten Parco Mirabelli.
Dieser Stadtpark ist gut besucht, sehr gepflegt und zumindest in den unteren Regionen bis zum letzten Baum absolut symmetrisch angelegt.
Unser wahres Ziel war der Lago di Varese, der von der höchsten Stelle des Parks aus immerhin schon mal auszumachen war.
Allerdings stand uns noch eine Quartierwanderung bevor. Beat navigierte uns durch die Strassen und Gassen eines Aussenquartiers. Schon beinahe erleichtert erblickten wir diesen Wegweiser, der doch immerhin darauf hindeutete, dass die Autoverrückten Italiener gelegentlich auch zu Fuss unterwegs sind.
Und irgendwann ist jede Stadt zu Ende, und es geht raus in die Natur.
Voller Entzücken erreichten wir den See und gingen auf dem schwankenden Ponton auf den See hinaus.
Es war auch höchste Zeit für eine Mittagsrast, bevor noch jemand aus den Schuhen kippte.
Bei bereits fortgeschrittener Tageszeit gingen wir noch ein Stück dem Seeweg entlang, der auch als Veloweg markiert ist.
Wir wunderten uns über Sinn und Zweck dieses Turms. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang mit den zahlreichen Kajak-Fahrern, die auf dem See unterwegs sind. Wer weiss, vielleicht werden hier Wettkämpfe ausgetragen.
Auch dieser trocken laufende Pinocchio wusste keinen Rat.
In Schiranna nahmen wir den Bus zurück nach Varese. Margrit und Georges absolvierten während der Fahrt einen Crashcurs im Ticket lösen.
Zurück in Varese erblickten wir schon nach kurzem Bummel durch die Fussgängerzone eine Pasticceria, der wir nicht widerstehen konnten.
Nach diesem kulinarischen Abstecher suchten wir uns im für meine Begriffe zu gut besuchten Varese den Weg zurück zum Bahnhof. Der Grund für den Volksaufmarsch sollte sich uns im Zug zurück in die Schweiz offenbaren. Den dort aufliegenden Flyern (der Zug war gestossen voll) konnten wir entnehmen, dass die Fahrt zwischen Mendrisio, Como und Varese heute gratis war. Und wir hatten in Lugano ein Ticket gelöst…
Noch bevor wir ins 57 km lange Eisenbahntunnel fuhren, war es bereits dunkel. Jenseits des Tunnels empfing uns Regen. Wir dagegen hatten es den ganzen Tag trocken und hätte uns die SBB nicht im Stich gelassen, wären wir in den Genuss von noch mehr Sonne gekommen.
Wir waren etwa 2 1/2 Stunden zu Fuss unterwegs. Vorwiegend bergab und ebenaus.
Weitere Fotos und Informationen zu diesem Wandertag gibt es HIER.
Eine für mich unbekannte Wanderung mit Anfangsschwierigkeiten!! Schöne Fotos. Ein Cüpli gabs ja auch noch, nicht nur Kaffee und Kuchen.
Es Grüessli
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Scharf beobachtet!
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Pasticceria = Pasta und Pizzeria oder Kaffee und Kuchen? Ein völlig neues Wort für mich, das mir aber gut gefällt. Und – verstehe ich das richtig: Das war wieder eine Wanderung im Ausland, oder liegt das noch in der Schweiz?
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Nein, Varese gehört zu Italien. Und Pasticcerias habe ich schon vor über 20 Jahren in Sardinien kennen und lieben gelernt. Fachfrau für Süsses halt… 😉
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Quizfrage: Waren wir vorgestern Samstag in einer Patisserie-a, einer Pasta-icceria oder gar in einer Pizzeria? Die Lösung findet man auf der Homepage des Lokals, welche gestern nicht über 0% geladen werden konnte, heute nun aber funktioniert: http://www.pasticceriezamberletti.it/ Wir waren also in der „Pasticcerie Zamberletti“, gegoogelt kommt auch die Bezeichnung „Pasticceria Zamberletti“ vor. Die Google-Übersetzung gibt folgendes an: Pasticceria -> Teig (frz: pâtisserie) / Pasticcerie -> Gebäck. Ich behaupte allerdings folgendes: Wir besuchten das „Vareser Sprüngli“, ein Kaffi voller Pâtisserie sowie mit Stapeln voller Linth-Schoggi. Beat
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Wie immer man es nennen mag, mit dieser Vareser Sprüngli Filiale waren wir doch wirklich gut bedient. 🙂
PS: Die Website ist zum reinbeissen gluschtig.
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Ich sehe, für einmal wart ihr schon beinahe zu ’normalen‘ Wanderzeiten unterwegs 🙂
Allerdings, 11:54 in Varese ist doch immer noch sehr früh, wir würden das wohl kaum schaffen.
Schöne Bilder aus einer uns noch unbekannten Gegend, danke!
Gruss vom Werner und Timi
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Solltest du wirklich mal nach Varese fahren, müsstest du unbedingt den Bus an den See nehmen, sonst kommst du nicht vor Mitternacht zurück an den Bahnhof. 😉
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da müsste ich ja wirklich auch mal nach Verese – schon wegen dieser „Sprüngli-filiale – smile Gruess Jürg
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Unbedingt!!!
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