Fanti, der Weltenbummler

Nur mit Mühe konnte ich Fanti dazu bewegen, von seinem angestammten Platz auf dem Armaturenbrett herunterzukommen. Und auch das nur, weil er wusste, dass er für ein Bild posieren würde. Ja, das eitle Kerlchen ist sich seiner Prominenz sehr wohl bewusst. Welcher Elefant kann schon von sich behaupten, drei Kontinente bereist zu haben? Und das stets an vorderster Front, das vorwitzige Rüsselchen Wind, Sonne und Regen entgegengestreckt.

Dabei hätte ihm beinahe ein vorzeitiger Abgang gedroht. In Sardinien ging er nämlich vor Jahren schon auf einem Strand verloren und extra seinetwegen sind wir x Kilometer Rumpelpiste zurück gefahren, um ihn – nach gründlicher Reinigung seines grauen Allerwertesten – wieder auf seinen Stammplatz zu setzen.

Vieles musste er in seinen 17 Elefantenjahren über sich ergehen lassen. Eingepfercht in einem Karton zusammen mit so geistlosen Sachen wie Feldstecher oder Badeschlappen flog er über den Atlantik. Keinen Deut besser erging es ihm auf dem Weg ans andere Ende der Welt. Reichlich eingeschnappt kam er nach Tagen in Australien wieder ans Tageslicht und blickte verwundert den hüpfenden Kreaturen nach, denen irgendwie der Rüssel am falschen Körperteil angewachsen schien.

Seine Unterkunft wurde über die Jahre immer komfortabler. Tingelte er in den Neunziger Jahren noch im VW-Campingbus durch Europa, thront er längst im veritablen Wohnmobil und müsste eigentlich dankbar sein für eine solch komfortable Unterkunft. Mitnichten! Ständig motzt er, wenn wir sommers in den Norden reisen und es etwas feucht zu und her geht. Dabei war gerade er es, dem es in Australiens Outback zu heiss und zu staubig war. Er wurde nicht müde, sich zu beschweren, wenn rote Staubfahnen sein Äusseres zu verunglimpfen drohten oder Fliegen quietschvergnügt auf ihm herum spazierten. Voller Spott und Hohn war er, als uns der Sand zwischen den Zähnen knirschte. Erinnern wir ihn daran, dass er es seiner Neugierde zu verdanken hat, dass er in Alaska beinahe Moos hinter den Ohren angesetzt hätte, flüchtet er sich unter die nächste Landkarte, die nie weit weg ist. Kritik verträgt der Kerl schlecht. Wir sind noch heute der Ansicht, dass es an ihm gewesen wäre, uns vor jenem korrupten mexikanischen Dorfpolizisten zu warnen, der uns eine Busse auferlegen wollte, weil man angeblich unser Nummernschild nicht lesen konnte.

Bis vor kurzem war Fanti der uneingeschränkte Mittelpunkt auf unserem Armaturenbrett. Mit dem Einzug von Tante Tom-Tom ist ein neues Zeitalter angebrochen. Dass er nun seinen Platz mit so einem öden Technikgerät teilen muss, hat Fanti uns noch immer nicht verziehen.

 

4 Gedanken zu “Fanti, der Weltenbummler

  1. Wir kennen Fanti persönlich von einem Besuch in Deutschland. Ist ja ein niedlich Tierchen der seinen angestammten Platz wirklich verteitigen soll.

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