Ferngesteuerter Kaffee

Rückblendend betrachtet war nahezu der Tatbestand der Nötigung erfüllt, dass ich dort einen Kaffee trank. Dennoch war es mir im damaligen Augenblick nicht so vorgekommen. Natürlich war mir klar, dass mir die Dame im Media Markt nicht aus reiner Nächstenliebe einen Kaffee anbot.

Mir stand grad der Sinn nach einem Schuss Koffein, so willigte ich ein. Während ich genüsslich einen Espresso aus dem eleganten Kartonbecher schlürfte, wurde ich nicht nur mit dem Sound aus der angrenzenden Autoradio-Abteilung, sondern auch mit den neusten technischen Gadgets auf dem Kaffeemaschinen-Markt berieselt. Nur 1 x pro Jahr entkalken. Super einfache Reinigung. Hochwertige Oberflächen. Bluetooth bei den De-Luxe-Modellen.

Meine Gedanken schweiften ab. Vor bald 25 Jahren, als mein innig geliebter Mitbewohner und ich mit der Anschaffung eines Kaffee-Vollautomaten liebäugelten, versuchte uns die Verkäuferin auch mit allen möglichen Argumenten zu überzeugen. Der Mitbewohner sagte damals, es sei ja alles gut und recht, aber was ihm zum vollkommenen Kaffee-Glück noch fehle, sei eine Fernbedienung.

Spulen wir den Film wieder nach vorn. Ein Vierteljahrhundert später gibt es also – Smartphone und Bluetooth sei Dank – tatsächlich die Möglichkeit, die Kaffeemaschine aus der Ferne zu bedienen. Das mag für Technik-Freaks verlockend tönen. Die praktisch denkende Hausfrau in mir fragt sich jedoch: Und wie kommt die Tasse unter den Auslauf?

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Nicht die Bohne

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Vor geraumer Zeit habe ich mich in diesem Blog über getrübte Kaffee-Freuden ausgelassen. Ich nahm mir vor, der Sache auf den Grund zu gehen, vielleicht liesse sich ja etwas machen, damit nicht in unregelmässigen Abständen eine Tasse des schwarzen Gebräus im Abfluss landet, da ungeniessbar.

Ich wandte mich schriftlich an den Hersteller der Kaffeemaschine. Von dort erhielt ich postwendend die Antwort, ich solle bitte mal anrufen, wenn ich neben der Kaffeemaschine stünde. So könne mir vielleicht geholfen werden. Ich tat wie mir geheissen und erhielt neben vielen unbrauchbaren bzw. bereits bekannten Tipps immerhin den Hinweis auf eine Stelle in den Eingeweiden meiner Maschine, die ich mit einem langen, spitzen Finger von Kaffeesatz befreien könnte. Das mache ich seither regelmässig. Dennoch: Wirklich viel bringen tun meine Verrenkungen zuunterst zuhinterst in der Kaffeemaschine nicht.

Ich hatte mich aber auch an den Supermarkt meines Vertrauens gewandt, von dem ich die Kaffeeböhnchen beziehe. Und wie ich es von früheren Beanstandungen her kannte, erhielt ich auch diesmal nach ein paar Tagen vom Kundendienst einen Brief. Einen echten Brief, mit zwei echten Unterschriften von zwei echten Leuten. In diesem echten Brief stand:

Sehr geehrte Frau Flohnmobil

Herzlichen Dank für Ihre Mitteilung. Es freut uns, Sie zu unseren treuen Kundinnen und Kunden zu zählen!

Umso mehr bedauern wir, dass unser Espresso Classico Bohnenkaffee nun zu einer Beanstandung geführt hat.

Unsere Fachstelle geht davon aus, dass es sich aufgrund Ihrer Beschreibung um einzelne fehlerhafte Bohnen handelt. Eine einzelne Bohne kann den Geschmack einer Tasse, im schlimmsten Fall einer Packung beeinflussen. Leider sieht man den Bohnen von aussen nicht an, ob es sich um solch eine fehlerhafte Bohne handelt – wir bitten Sie um Verständnis.

Trotzdem möchten wir mit strengen Eingangskontrollen und Degustationen solche Vorfälle auf ein Minimum reduzieren.

Nicht zufriedenstellende Produkte sind für Sie und für uns ärgerlich. Für die Umstände bitten wir Sie um Entschuldigung und senden Ihnen mit diesem Schreiben gerne einen Einkaufsgutschein im Wert von 10 Franken. Diesen können Sie in allen Migros-Fiilalen und Fachmärkten einlösen.

Nun wünschen wir Ihnen bei Ihrem nächsten Einkauf viel Spass. Bis bald in Ihrer Migros.

Freundliche Grüsse
Migros-Genossenschafts-Bund

Genau so stellt sich Frau Flohnmobil eine kundenfreundliche Erledigung von Reklamationen vor und sieht sich einmal mehr in ihrer Meinung bestätigt, dass wohlgefälliges Motzen nicht für die Katz ist. Mit ab und an einem faulen Kaffeeböhnchen muss sie sich wohl oder übel abfinden.

Kaffeeverdruss

Seit Jahr und Tag schütte ich die gleiche Kaffeesorte ins Bohnenfach. Das Wasser kommt wie immer aus der Leitung. Die Jura Kaffeemaschine hat sich über Jahre schon bewährt und spielt mit ihrem Preis, der locker das Zehnfache eines Kapselgeräts übersteigt, in der Königsliga der Kaffeeautomaten.

Trotzdem schmeckt der Kaffee nicht immer gleich. Ab und zu passiert es, dass eine einzelne Tasse Kaffee wie verbrannt riecht und mit dem Prädikat „ungeniessbar“ im Abfluss landet. Es sind stets Einzelfälle. Der Kaffee davor schmeckte wie gewohnt, der unfreiwillige Nachzügler ebenso.

Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, frage mich, weshalb das so ist. Gibt es unter meinen Leserinnen und Lesern Kaffee-Experten, die mich aufklären können? Oder passiert das Beschriebene – was zumindest ein kleiner Trost für Kaffeetante Flohnmobil wäre – auch andernorts?

Kaffeebohnen trocken in Guatemala.
Aufgenommen auf einer Kaffeefarm in der Nähe von Antigua auf unserer Reise im Jahr 2001.