Inga Lindström im Regen

Kennt ihr die Filme von Inga Lindström? Das Pendant zu Rosamunde-Pilcher-Herzschmerz und statt in Südwestengland in Schweden spielend. Herrliche Schärenküste, winzige Inselchen, Badehäuschen, dümpelnde Segelboote vor malerischer Kulisse. Und natürlich immer schönes Wetter und Temperaturen so schweisstreibend, dass die Darsteller sich dauernd zwecks regiemässig verordneter Abkühlung ins Wasser stürzen.

An der Ostküste Schwedens, nördlich von Stockholm, kam bei uns für einige Stunden ein gewisses Inga-Lindström-Gefühl auf. Das war wohl der schwedische Sommer 2012. Beinahe drei Tage ohne einen Tropfen Regen. Denn seither sind die Temperaturen am Sinken als wäre es schon September und der Regen ist unser ständiger Begleiter. Wie gerne würden wir unsere Velos ausführen, ohne schon nach den ersten zehn Kilometer die ersten Tropfen zu spüren. Auch wandern ohne Regenjacke wäre wieder einmal angebracht. Wir würden es sogar in Kauf nehmen, dass uns der eine oder andere Schnaag um die Ohren surrt, wenn wir mitten in einem blauen Meer von reifen Heidelbeeren stehen.

Mangels geeigneter Outdoor-Möglichkeiten haben zur Abwechslung mal eine Prise Kultur genossen und Julita Gård besucht. Das alte Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert liegt malerisch oberhalb eines Sees. Zum Museumsgelände gehören viel Umschwung und diverse Gebäude wie Molkerei, Feuerwehrhaus, Kutscherhaus, Kirche, Windmühle etc. Ausserdem wird hier eine Gendatenbank für120 alte schwedische Apfelsorten und weiteres Obst geführt sowie für Pfingstrosen und Rhabarber. Es wehte ein giftig kühler Wind, als wir durch die weitläufige Anlage spazierten und schauten, was es zu schauen gab. Leider gibt es zwar grossspurig einen Prospekt auf Deutsch, aber die einzelnen Exponate sind nur auf Schwedisch erläutert. Im Traktoren-Museum stehen unter anderem Traktoren aus den 30-er Jahren. Für einmal war selbst mein innig geliebter Mitreisender fasziniert von den ausgestellten Objekten! Und es bedurfte keiner Übersetzung.

Der viele Regen bringt massenhaft Pilze hervor. Wenn man dieser Tage einen Korb voll Pilze sammeln will, muss man sich nur etwas weit aus dem Fenster lehnen. Denn die Eierschwämmli (Pfifferlinge) wachsen regelrecht im Strassengraben. Dies hat – wie wir heute auf dem Markt feststellen konnten – zur Folge, dass ein krasses Überangebot an den bei uns so begehrten Pilzen besteht. Hier sind es vorwiegend Asiaten, die an behelfsmässigen Marktständen ihr Sammelgut zu Schleuderpreisen verkaufen. Aus grossen Eimern werden – ohne Waage – Plastikkörbchen mit Pilzen abgefüllt. Schätzungsweise 300 Gramm Eierschwämmli für umgerechnet 6 Franken.

Statt immer nur übers Wetter zu futtern, muss man auch mal das Positive erläutern: So ein schwedischer Sommer ist extrem hautschonend. Und budgetfreundlich obendrein, denn der Ausgabenposten „Sonnencreme“ birgt ein nie geahntes Sparpotential.