Eine Frau sieht rot

Eigentlich hatte ich mir mal geschworen, das nie, NIE, mehr zu machen. Sooo viel Aufwand war mir das kulinarische Highlight eigentlich nicht wert. Aber damals war ich noch 100 Prozent berufstätig, meine Zeit eher knapp bemessen. Dann sah ich in einem Heft ein Rezept, das etwas einfacher schien, als jenes, mit dem ich damals zu Werke ging. Mein Vorsatz, den ich immerhin fast zwei Jahrzehnte durchgehalten hatte, wurde über den Haufen geworfen.

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Und so stapfte ich durch die Natur, bewaffnet mit Plastiksack, einem scharfen Blick und Handschuhen. Ein knappes Kilo Hagebutten erntete ich. Immer wieder blieb ich an den Dornen hängen, kratze mich trotz der Handschuhe. Aber es waren wirklich schöne Hagebutten (im übrigen nicht die auf dem Bild), und ich bildete mir ein, mit diesen recht grossen Früchten wäre die Sache mit der Hagebutten-Konfitüre schneller erledigt.

Das stimmte insofern, als dass ich so statt von 300 nur von 200 Früchten das trockene Bürzi abschneiden musste. Und das neue Rezept sah davon ab, die Hagebutten zu halbieren und die Kerne in mühsamster Gänggeli-Arbet herauszukratzen. Ich kochte also die ganzen Früchte im Dampfkochtopf etwa 20 Minuten lang weich. Rückblickend der mit Abstand einfachste und ringste Schritt der ganzen Konfitüren-Kocherei. Noch nicht viel anspruchsvoller war das Pürieren der Früchte. Erst als es galt, die kernige Masse durch ein Sieb zu streichen, ging es richtig zur Sache. Sauerei in der Küche inbegriffen! Mittlerweile weiss ich, dass ich es mir hätte ersparen können, das durch ein Sieb gestrichene Mus noch ein zweites Mal durch ein feineres Sieb zu streichen.

Aus anfänglich knapp einem Kilo Hagebutten gewann ich so – das Kochwasser wurde mitverwendet – gut 700 Gramm Fruchtmus. Dieses ist übrigens absolut ungeniessbar! Total sauer und herb.

Die Veredelung der sauren Pampe erfolgte erst in der Pfanne. Ich ergänzte mit weissem Portwein auf ein Kilo und zusammen mit einem Kilo Gelierzucker hat es schliesslich gerade mal fünf Gläser sämige Konfitüre gegeben.

Noch ist das Urteil meines innig geliebten Mitbewohners ausstehend, aber ich finde das Werk sehr gelungen. Alles in allem habe ich mehr als einen halben Tag investiert. Wer diese Zeit nicht aufbringen kann oder will, kann auch im Supermarkt Hagebutten-Konfitüre kaufen. Bei Migros beispielsweise kostet ein 260-Gramm-Glas Fr. 2.20.  Was daraus für mich für ein Stundenlohn resultieren würde, will ich lieber nicht errechnen.

Falls jemand – trotz meiner Erläuterungen – auf die Idee kommt, selber Hagebutten-Konfitüre zu machen, so kann ich diese Zubereitungsart wärmstens empfehlen. Die Hagebutten Büsche sind dick behangen mit roten, erntereifen Früchten.

11 Gedanken zu “Eine Frau sieht rot

  1. Habe es lir gerade vorgestern auch überlegt einmal Hagenbuttenconfi zu machen…. aber ich glaube, ich lasse die weichgekochten Früchte durch die Saftmaschine – ich habe so ein Kuvingsteil….was denkst du dazu?
    Liebe Sonnengrüsse
    Brigitte

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    • Grüüübel. Ich habe noch nie mit einem Entsafter, welcher Herkunft auch immer, zu tun gehabt. Die Hagebutten haben vergleichsweise wenig Flüssigkeit, ob da was aus deinem Kuving raus tropfen würde, kann ich beim besten Willen nicht beurteilen. Meine pürierte, durchs Sieb gestrichene Masse hatte in etwa die Konsistenz von Härdöpfelstock, also alles andere als flüssig. Hilft dir das weiter?
      Grüessli
      Bea

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  2. uff – da wäre mir der Aufwand wirklich zu gross. Zumal mir die Hagenbuttenkonfi der Migros für Fr. 2.20 schmeckt. Aber natürlich ist man nach dem gelungenen Resultat zufrieden, und bei dir klappte es ja prima. Gruss Jürg

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  3. Sehr lobenswert! Sehr unterstützenswert! Leider muß ich -in Schutzkleidung -besagte Sträucher jedes Jahr radikal zurückschneiden. Ich glaube, die sind extra zum abhalten unliebsamer Besucher gemacht, die Dornen sind ja waffenscheinpflichtig …Hagebuttenmarmelade gibt’s bei uns für 1,59€ für 280 g. :-))

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  4. Pingback: Hagebutten mit – hicks – ähm, was nun schon wieder…? | Flohnmobil - im Alltag unterwegs

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