Puderzucker und die Badewanne

Es gibt Leute in unserer Überbauung, die regen sich über die weissen Plättli (Fliesen) im Badezimmer auf. Andere fanden, da müsse etwas Neues her und sie haben ihr Bad umgebaut. Und dann gibt es noch eine weitere Fraktion. Diese hat sich still mit den mittlerweile 25-jährigen weissen Plättli arrangiert, findet sogar, es hätte schlimmer kommen können, und damit man ihre Farbe eindeutig ausmachen kann, putzen sie sei regelmässig.

Ich gehöre zu letzterer Fraktion. Bloss, das mit dem „regelmässig“ ist so eine Sache. Einmal pro Woche ist genauso regelmässig wie einmal pro Jahrzehnt. Alles eine Frage der Einstellung, zweifellos. Ich liege mit meinem Zeitplan wohl irgendwo zwischendrin. Und fand jüngst, es wäre wieder mal nötig, mich etwa detaillierter mit der Sauberkeit unseres Badezimmers zu befassen.

Das bedeutete, dass ich nicht nur Waschbecken, Badewanne und WC-Schüssel schrubbte, sondern auch die Wände putzte und sämtliche Schränke, Schubladen und Tablärchen reinigte. Ich schwöre bei allen Putzlappen, die mir heilig sind: Da gab es keinen einzigen Quadratmillimeter, keine Ecke, keine Fuge, die um eine Abreibung herumgekommen wäre.

Da der geschilderte Reinigungs-Vorgang derart gründlich vonstatten ging, drängte es sich auf, gleichzeitig eine Entrümpelungs-Aktion durchzuführen. Es ist nämlich ganz erstaunlich, was sich in so einem Badezimmer alles ansammeln kann. Ich befreite mich von einer grossen Dose Haarspray, die ich seit Jaaaahren nicht mehr benutzt hatte. Immerhin schien deren Inhalt noch flüssiger Konsistenz zu sein. Sollte also jemandem der Sinn nach einer sturmsicheren Frisur stehen: bitte melden! Ich stiess auf Duschgels in ganz kleinen Fläschchen, die ich aufbewahrte, sollte ich mal nur ein ganz kleines Bisschen Duschgel benötigen. Dass darunter auch ein Fläschchen war, das ich anlässlich eines Seminars in einem Hotel einpackte, das vor mehr als zehn Jahren stattfand, sei nur am Rande erwähnt. Weiter fand ich eine kleine Seife, in original „Swissair“-Papier verpackt. Können Seifen eigentlich auch Konkurs gehen? Dann kamen zahlreiche Haarspangen, Haargummis, Haarklammern zum Vorschein. Sie zeugen von einer gewissen Euphorie meinerseits, meine aalglatten Haare in ein Korsett zu zwängen. Erfolglos übrigens.

Um diversen Ballast erleichtert räumte ich alles wieder ein, schrubbte, wusch und polierte weiter und ganz am Schluss kam zu meiner grossen Freude das zum Vorschein, mit dem ich insgeheim gerechnet hatte. Und deshalb traf es mich auch nicht gänzlich unvorbereitet: Als sich meine Augen an die helle Erscheinung gewöhnt hatten sah nämlich
… unser Badezimmer.

So sah unser Bad dieses Jahr im Mai aus, als die neuen Fenster eingebaut wurden.

Ich kann nicht gänzlich ausschliessen, dass das eine oder andere Staubpartikel, das ich kürzlich entfernt habe, von damals stammt.

Von meinen diversen Haar-Vergewaltigungs-Einrichtungen konnte ich mich übrigens noch nicht trennen. Hat ja schliesslich alles mal Geld gekostet. Und man weiss ja nie…

8 Gedanken zu “Puderzucker und die Badewanne

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